Vor zwei Tagen saß ich am Schreibtisch, plötzlich kam die Sonne raus und fiel auf die letzten Walnussbaumblätter vor meinem Fenster. Die Blätter leuchteten golden. Ich war erfüllt vom Anblick des Lichts und der Farbe inmitten des grauen Tage.
Mir fiel die Geschichte von Huseyin Çetinel wieder ein, die ich so gerne erzähle. Die Geschichte geht wie folgt:
2013 verbrachte der pensionierte Forstingenieur Huseyin Çetinel vier Tage seines Lebens damit, eine Treppe in Regenbogenfarben anzumalen. Dies geschah in Istanbul und Çetinel gab ziemlich viel Geld für Farbe aus.
Das Wort von der bunten Treppe machte die Runde. Einwohner*innen aus anderen Vierteln kamen, liefen die Treppe hinauf und hinunter, saßen auf ihr, machten Selfie Fotos, als stünden sie vor einem berühmten Bauwerk.
Tatsächlich erlangte die Brücke Berühmtheit innerhalb kürzester Zeit. Doch die Freude dauerte nicht lange. Die Regierung schickte Arbeiter mit großen Farbtöpfen. Die Treppe lag wieder da in ihrem mausgrauen Zustand. Wahrscheinlich hat sie sich gewundert.
Dann geschah etwas merkwürdiges. Niemand ging zur Tagesordnung über. Zu fröhlich, zu bunt war das Treiben auf der Regenbogentreppe gewesen.
Die Menschen protestierten. Sie malten die Treppen in ihrer Nachbarschaft in Regenbogenfarben an und zeigten so ihre Solidarität. Der Hashtag #ResistStairs wurde geboren. Schließlich wurde die ganze Türkei vom Protest erfasst.
Huseyin Çetinel hatte durch seine Aktion eine Regenbogenrevolution entfacht!
Am Ende ruderte die Regierung zurück. Wieder schickte sie Arbeiter. Diesmal brachten die Arbeiter bunte Farbtöpfe. Ich nehme an, die Treppe freute sich, dass sie wieder ein buntes Kleid bekam.
Als Huseyin Çetinel gefragt wurde, warum er die Treppenstufen bunt angestrichen hatte, sagte er:
„Um die Leute zum Lächeln zu bringen.“
Stellt euch vor: Wenn alle Menschen in einem Stadtviertel oder in einem Land oder gleich auf der ganzen Welt zumindest phasenweise die Idee verfolgten, andere zum Lächeln bringen zu wollen, wie wäre wohl unsere Welt beschaffen?
Auch wenn es zur Zeit zunehmend dunkel wird: Lasst euch nicht betrüben. Schaut auf das Licht und die Farben, erzählt euch bunte, gute, nährende, echte Geschichten.
Traditionell sind wir Menschen Geschichtenerzähler*innen, gerade im Herbst und Winter wurde das Geschichtenerzählen gepflegt. Einfach mal Nachrichten und soziale Medien ausstellen und in den bunten Geschichtentopf greifen.
Das ist meine Anstiftung heute: Finde immer wieder Gelegenheiten, mehr Farbe in dein eigenes und das Leben deiner Mitmenschen zu bringen, erzähle gute Geschichten, damit sich viele Gelegenheiten zum Lächeln ergeben. Schreib in den Kommentar, was du gefunden hast!
Freude ist übrigens ein Immunbooster wie eine extra Portion Vitamin C und also gerade zur dunklen Jahreszeit ein nicht zu unterschätzender Gesundheitsfaktor.
Ich bin Dr. Eva Scheller, Founder #InnerEducationAcademy, Traumatherapeutin, Mentorin in Lern- und Veränderungsprozess, Autorin, Juristin, Aktivistin.
Alten Kontext dekonstruieren.
Inneres Wissen fördern.
Veränderungen wagen.
Neues finden.

